Holzbaukompetenz im Planungsprozess

Die Planung von Holzbauten erfordert spezifische Fachkenntnisse und eine integrale Herangehensweise, um den besonderen Anforderungen dieses Baustoffs gerecht zu werden. Im Gegensatz zum traditionellen mineralischen Bauen, bei dem die Planung oft linear verläuft, ist im Holzbau eine frühzeitige und umfassende Zusammenarbeit aller Beteiligten unerlässlich.

1. Besonderheiten des Holzbaus im Planungsprozess

Im klassischen Planungsprozess nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) erstellt der Architekt zunächst einen Entwurf, der anschließend von verschiedenen Fachplanern bearbeitet wird, bevor er an das ausführende Unternehmen übergeht. Diese lineare Vorgehensweise führt häufig dazu, dass Fachplanungen und Details erst geklärt werden, während die Bauarbeiten bereits begonnen haben. Im Holzbau ist dieses Vorgehen jedoch nicht praktikabel, da die Montage vor Ort nur einen kleinen Teil des gesamten Herstellungsprozesses ausmacht. Die Bauteile werden in der Regel in Werkshallen vorgefertigt, was eine präzise und frühzeitige Planung erfordert. Zudem wird im Holzbau seit Jahrzehnten in 3D geplant, wodurch die Voraussetzungen für die Building Information Modeling (BIM)-Methode bereits gegeben sind.

2. Integrale Planung im Holzbau

Die integrale Planung ist im Holzbau unabdingbar. Bereits in der Entwurfsphase müssen Architekten den Holzbau in Form, Anordnung sowie in allen bautechnischen und bauausführenden Belangen berücksichtigen. Dies erfordert ein Planungsteam mit spezifischer Holzbaukompetenz. Die Vorfertigung von Wand-, Dach- und Deckenelementen, die Haustechnik, Bauelemente und verschiedene bautechnische Anforderungen beinhalten, macht eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig. Durch die frühzeitige Einbindung aller Fachplaner können Verzögerungen, Umplanungen und damit verbundene Kostensteigerungen vermieden werden.

3. Holzbaukompetenz: Ein multidimensionaler Ansatz

Holzbaukompetenz umfasst verschiedene Ebenen. Die Planung von Holzbauprojekten erfordert ein tiefgehendes Verständnis spezifischer Kompetenzen, die über das allgemeine Bauwissen hinausgehen. Diese Holzbaukompetenzen lassen sich in drei Hauptkategorien unterteilen:

  • Prozesskompetenz

    , das Verständnis für Planungs- und Herstellungsprozesse eines Holzgebäudes.

Holzbauprozesskompetenz:

Diese umfasst das Wissen über den gesamten Planungs- und Herstellungsprozess eines Holzgebäudes. Sie beinhaltet die Fähigkeit, die spezifischen Abläufe und Anforderungen des Holzbaus zu verstehen und zu steuern. Dazu gehört die Kenntnis der verlängerten und intensiveren Planungsphase im Vergleich zum mineralischen Bauen, die Notwendigkeit frühzeitiger Entscheidungen und die Vermeidung von baubegleitendem Planen. Ein tiefes Verständnis der Vorfertigungsprozesse, der Logistik und der Montageabläufe ist unerlässlich, um die Effizienz und Qualität des Bauvorhabens sicherzustellen.

  • Fachkompetenz

    , die Kenntnisse über den Baustoff Holz, seine Leistungsfähigkeit und Grenzen in Konstruktion und Bauphysik.

Holzbauwissen:

Diese Kompetenz bezieht sich auf fundierte Kenntnisse des Baustoffs Holz und seiner Eigenschaften. Architekten sollten beispielsweise holzbaugerechte und wirtschaftliche Deckenspannweiten im Entwurf berücksichtigen und sinnvolle Wege der Lastabtragung planen. Tragwerksplaner müssen die spezifischen Eigenschaften von Materialien wie Brettschichtholz, Baubuche, Furnierschichtholz oder Brettsperrholz kennen und in der Lage sein, traditionelle Holzverbindungen wie den Schwalbenschwanz als Alternative zu metallischen Verbindungsmitteln zu berechnen und anzuwenden. Haustechnikplaner sollten die Bedeutung der luftdichten Ebene im Holzbau verstehen und sicherstellen, dass diese durch Installationen nicht beeinträchtigt wird. Brandschutzplaner müssen mit der Musterholzbaurichtlinie vertraut sein und wissen, welche Kompensationsmaßnahmen möglich sind, um den Brandschutzanforderungen gerecht zu werden.

  • Ausführungskompetenz

    , das Wissen über Fertigung, Transport und Montage.

Ausführungswissen der Holzbauplaner:

Diese umfasst das Wissen um die Fertigung, den Transport und die Montage von Holzkonstruktionen. Ein Holzbauplaner mit hoher Ausführungskompetenz erstellt Konzepte zur Elementierung, Fertigung, zum Transport und zur Montage sowie zum Witterungsschutz. Dies beinhaltet die detaillierte Planung der Vorfertigung von Wand-, Dach- und Deckenelementen oder Raummodulen, die Berücksichtigung der Transportlogistik und die Entwicklung von Montageabläufen, um eine effiziente und qualitativ hochwertige Bauausführung zu gewährleisten. Zudem ist die Erstellung von Wetterschutzkonzepten für die Transport- und Bauphase essenziell, um die empfindlichen Holzelemente vor Feuchtigkeit und Witterungseinflüssen zu schützen.

Diese Kompetenzen müssen im Planungsteam vorhanden sein, um die spezifischen Anforderungen des Holzbaus erfolgreich umzusetzen.

Die Integration dieser Kompetenzen in den Planungsprozess erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Das integrale Planen im Holzbau bedeutet, dass Architekten, Fachplaner und ausführende Unternehmen von Beginn an kooperieren und ihre spezifischen Kenntnisse einbringen. Dies führt zu einer höheren Planungsqualität, reduziert das Risiko von Fehlern und Nacharbeiten und ermöglicht die effiziente Umsetzung anspruchsvoller Holzbauprojekte.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die erfolgreiche Realisierung von Holzbauprojekten eine umfassende Holzbaukompetenz aller Beteiligten erfordert. Nur durch die Kombination von Prozesswissen, materialtechnischem Know-how und praktischer Ausführungserfahrung können die spezifischen Anforderungen des Holzbaus erfüllt und hochwertige, nachhaltige Bauwerke geschaffen werden.

4. Vorteile der integralen Planung

Die integrale Planung führt zu einer höheren Planungsintensität in den frühen Phasen eines Projekts. Da jedoch alle Beteiligten, einschließlich der prüfenden Behörden, frühzeitig einbezogen werden, können potenzielle Probleme frühzeitig identifiziert und behoben werden. Dies reduziert das Risiko von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen. Voraussetzungen hierfür sind Kooperationsbereitschaft und transparente Kommunikation. Klare und verbindliche Prozess- und Projektziele sollten bereits durch den Bauherrn in den Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) festgelegt und von den Auftragnehmern im BIM-Abwicklungsplan (BAP) kontinuierlich beschrieben und regelmäßig überprüft werden. Auch wenn BIM nicht ausdrücklich vom Bauherr gefordert wird, werden integrale Teams zu besseren Planungsergebnissen führen.

5. Spezifische Anwendungsfälle im Holzbau

Aufgrund der Besonderheiten des Holzbaus gibt es spezifische Anwendungsfälle, die berücksichtigt werden müssen:

  • Frühe Festlegung aller Bauteilaufbauten in einem Bauteilkatalog.

  • Umsetzung der dreischichtigen Modellierung.

  • Modellierung der tragenden Elemente im Fachmodell der Tragwerksplanung.

  • Berücksichtigung der Elementierung im Modell.

  • BIM-basierte Modellübergabe an das Holzbauunternehmen.

  • Konzeption von Montageabläufen.

  • Wetterschutzkonzept für die Transport- und Bauphase.

Diese Anwendungsfälle erfordern eine sorgfältige Planung und Abstimmung innerhalb des Projektteams.

6. Fazit

Ein erfolgreicher Holzbau erfordert eine frühzeitige und integrale Planung unter Einbindung aller relevanten Fachdisziplinen. Die spezifischen Anforderungen des Holzbaus machen es notwendig, dass alle Beteiligten über entsprechende Holzbaukompetenz verfügen und eng zusammenarbeiten. Durch diese Herangehensweise können die Vorteile des Holzbaus, wie Nachhaltigkeit, Präzision und Effizienz, optimal genutzt werden.

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