Qualitätssicherung in der Holzbauplanung

Der ingenieurmäßige Holzbau ist eine relativ junge Disziplin. Der Kreis der erfahrenen Architekt*innen und Planer*innen ist im Vergleich zu anderen Bereichen des Bauens klein. Um den Holzbau als zukunftsweisende, wirtschaftliche und nachhaltige Bauweise im Bauwesen zu verankern, müssen Qualitätsstandards eingehalten und Negativerfahrungen durch Bauschäden und Baumängel an Holzbauten durch eine sach- und fachgerechte Holzbauplanung und Ausführung vermieden werden.

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Qualitätssicherung in der Holzbauplanung kann sicherstellen, dass Bauvorhaben sowohl den technischen, als auch den ästhetischen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden.

Der Prozess einer Qualitätssicherung beginnt mit der Anforderungsanalyse und Zieldefinition, bei der die Anforderungen an das Bauvorhaben ermittelt werden. Diese umfassen technische, ästhetische, funktionale und wirtschaftliche Aspekte. Durch die klare Definition der Projektziele wird die Qualitätssicherung gezielt darauf ausgerichtet, diese Anforderungen zu erfüllen.

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In der Entwurfsphase werden Pläne und Konzepte für die Holzbaukonstruktion erstellt. Dazu gehören statische Berechnungen, die Materialauswahl sowie die Festlegung von Details zur Ausführung. Diese Phase bildet die Grundlage für eine stabile und funktionale Baukonstruktion. Die erstellten Pläne und Unterlagen sollen von Fachleuten überprüft werden, um Fehler oder Unstimmigkeiten frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Verfügen die eingebundenen Fachplaner*innen nicht über die erforderliche Holzbaukompetenz, so muss entsprechende Expertise von Externen in die Planung eingebunden werden. Dieser Prozess kann sowohl intern als auch extern durchgeführt werden und ist essenziell, um die Qualität des Bauprojekts sicherzustellen.

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Die Qualität der verwendeten Materialien, einschließlich Holz, Verbindungselementen und Dämmstoffen, sollte sorgfältig geprüft werden. Es dürfen nur zertifizierte und geeignete Materialien verwendet werden, um die Langlebigkeit und Sicherheit der Konstruktion zu gewährleisten. Wärme-, Feuchte- und Schallschutz sowie Brandschutzmaßnahmen werden in dieser Phase berechnet und optimiert. Diese Berechnungen sind entscheidend, um ein komfortables und sicheres Wohnklima zu schaffen.

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Während der Produktions- und Bauphase müssen regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden, um die Einhaltung der Planung sicherzustellen. Dies kann die Überprüfung der Ausführung, der Verbindungen, der Maße und der Materialqualität umfassen. Ein Witterungsschutzkonzept, welches vom Fachplaner Holzbau erarbeitet werden kann, sollte ebenfalls eingehalten werden, um die Bauqualität zu gewährleisten. Alle relevanten Informationen, Änderungen und Abweichungen müssen dokumentiert werden. Protokolle dienen als Nachweis für die Qualitätssicherung und ermöglichen eine lückenlose Nachverfolgung des Bauprozesses.

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Nach Fertigstellung der Holzbaukonstruktion erfolgt die Abnahme. In dieser Phase sollten alle Aspekte nochmals überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Qualität den Anforderungen entspricht. Auch nach der Fertigstellung sollte eine regelmäßige Wartung und Inspektion erfolgen, um die Qualität über die Lebensdauer der Konstruktion aufrechtzuerhalten.

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Eine sorgfältige Qualitätssicherung in der Holzbauplanung bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Durch die frühzeitige Erkennung und Behebung potenzieller Baumängel wird das Risiko späterer Bauschäden und teurer Reparaturen reduziert. Eine gründliche Planung und Überprüfung gewährleistet, dass die Holzbaukonstruktion den geltenden Normen und Standards entspricht, einschließlich Tragfähigkeit, Brandschutz, Schallschutz und Wärmedämmung, oder je nach Qualitätsprüfung diese auch übertrifft. Eine gut geplante Holzkonstruktion minimiert den Materialverbrauch und maximiert die Effizienz, was zur Nachhaltigkeit beiträgt und den ökologischen Fußabdruck reduziert. Unerwartete Kosten können vermieden werden, da Fehler oder Änderungen während der Bauphase oft teurer sind als eine gründliche Vorbereitung. Durch die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und Normen wird sichergestellt, dass rechtliche Anforderungen erfüllt werden. Schließlich vertrauen Bauherr*innen, Investor*innen und Auftraggeber*innen auf eine gut geplante und qualitativ hochwertige Holzbaukonstruktion, was sich positiv auf den Ruf und die Anzahl umgesetzter Holzbauten auswirkt.

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Die Implementierung einer systematischen Qualitätssicherung in der Holzbauplanung ist daher sehr empfehlenswert, um hochwertige, sichere und nachhaltige Bauprojekte zu realisieren.

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Es bestehen bereits einige qualitätssichernde Normen, Siegel und Bewertungssysteme, die auf Qualität abzielen. Auch beschäftigen sich neben dem Gesetzgeber andere Institutionen mit qualitätsfördernden und erhaltenden Maßnahmen. Im Folgenden sind einige im Holzbau Relevante aufgeführt:

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DIN 1052 und DIN EN 1995 (Eurocode 5)

Diese Normen legen die Anforderungen an die Bemessung und Konstruktion von Holzbauwerken fest.

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DIN 68800

Diese Norm befasst sich mit dem Schutz von Holz und Holzbauteilen. Sie umfasst Maßnahmen zum chemischen und konstruktiven Holzschutz, um die Haltbarkeit und Sicherheit von Holzbauwerken zu gewährleisten.

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FSC (Forest Stewardship Council) & PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification)

Das FSC-Zertifikat stellt sicher, dass das verwendete Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Es gewährleistet ökologische, soziale und wirtschaftliche Standards in der Forstwirtschaft. Ähnlich wie FSC zertifiziert PEFC nachhaltig bewirtschaftete Wälder. Es umfasst die gesamte Lieferkette des Holzes und stellt sicher, dass es aus verantwortungsvoller Waldbewirtschaftung stammt.

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CE-Kennzeichnung

Die CE-Kennzeichnung zeigt an, dass ein Produkt den europäischen Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzanforderungen entspricht. Für Holzbauprodukte ist diese Kennzeichnung obligatorisch und ein wichtiges Qualitätssiegel.

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MPA (Materialprüfungsanstalten)

Die MPA führen unabhängige Prüfungen und Zertifizierungen von Baumaterialien durch. Ihre Tests gewährleisten, dass die verwendeten Materialien den gesetzlichen und qualitativen Anforderungen entsprechen und in der Praxis sicher angewendet werden können.

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DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik)

Das DIBt ist für die Zulassung und Bewertung von Bauprodukten und -arten verantwortlich. Es stellt sicher, dass neue Bauprodukte und -techniken den deutschen und europäischen Standards entsprechen und sicher im Bauwesen eingesetzt werden können.

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RAL-Gütezeichen

Dieses Gütesiegel kennzeichnet hochwertige Holzbauprodukte und -dienstleistungen. Es wird nur an Produkte und Betriebe verliehen, die strenge Qualitätskontrollen bestehen und kontinuierlich überwacht werden.

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KfW-Effizienzhausstandards

Diese Standards fördern energieeffizientes Bauen und Sanieren in allen Bauweisen. Holzbauprojekte, die den KfW-Effizienzhausstandards entsprechen, profitieren von Fördergeldern und günstigen Finanzierungsmöglichkeiten.

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DGNB-Zertifizierung (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)

Die DGNB-Zertifizierung bewertet Gebäude nach umfassenden Nachhaltigkeitskriterien, einschließlich ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Aspekte. Holzbauprojekte können hier ihre Nachhaltigkeitsleistung unter Beweis stellen.

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Qualitätssicherung Holzbau (QSH Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V.)

Dieses System, herausgegeben vom Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF), stellt sicher, dass alle Aspekte des Holzbaus von der Planung bis zur Ausführung höchsten Qualitätsstandards entsprechen. Es beinhaltet umfassende Audits und kontinuierliche Überwachung.

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Qualitätssicherung der Holzbau-Förderung der IFB Hamburg

Die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) fördert die Verwendung von Holz in der Gebäudekonstruktion. An die geförderten Maßnahmen werden durch die IFB Hamburg neben anderen Ansprüchen auch Qualitätsansprüche gestellt, die im Zuge der Umsetzung der Baumaßnahmen eine Qualitätssicherung erforderlich machen.

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Diese und weitere Siegel und Zertifizierungen helfen die Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Holzbauprojekten zu gewährleisten. Sie bieten Bauherr*innen, Planer*innen und Investor*innen Orientierung und Vertrauen in die verwendeten Materialien und die ausgeführten Bauarbeiten.

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Einige von ihnen sind für alle Bauweisen anwendbar und sind nicht abgestimmt auf die besonderen Eigenschaften des Holzbaus. Wünscht sich ein*e Planer*in oder Bauherr*in holzbauspezifische Kriterien, werden die möglichen Zertifizierungen weniger. Die IFB Hamburg zeigt hier einen holzbauspezifischen Anforderungskatalog zur Qualitätssicherung schon in der Planungsphase, welches als beispielhaft bezeichnet werden kann. Es wird sich an den anerkannten Regeln der Technik orientiert, die einige nach DIN zugelassenen Ausführungen als überholt und nicht zielführend erachtet. Die Zieldefinition der „Qualitätssicherung im Holzbau“ hat hohe Ansprüche an die Qualität des Holzgebäudes bis ins Detail, was vorteilhaft für alle Baubeteiligten ist. Alle planungsrelevanten Anforderungen aus der hölzernen Bauweise werden geprüft und bewertet, was ein tatsächliches Einbauen eines nicht geeigneten Aufbaus verhindert.

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Zwar entstehen durch Qualitätssicherungsmaßnahmen Kosten, die jedoch durch Qualität und Langlebigkeit des Bauprodukts relativiert werden können und Vertrauen bei Bauherr*innen und Investor*innen schafft.

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Quellen: Holzbau-Netzwerk Nord e.V., RAL Gütezeichen, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, Bundesverband Deutscher Fertigbau, pefc.de, fsc-deutschland.de, Wikipedia, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Deutsches Institut für Bautechnik.

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Digitale Schnittstellen in der Praxis

Wie in allen digitalen Prozessen bedarf es bei der Nutzung verschiedener Anwendungen Schnittstellen, die eine Datenübertragung ermöglichen. Im Bauwesen wird die Planung schrittweise digitalisiert. Der Holzbau ist hier seit Jahrzehnten Vorreiter. Begonnen hat die Digitalisierung mit Abbundprogrammen, wie etwa dem „Hundegger Abbund Computer“ im Jahr 1980. Marktreif war das Programm mit der dazugehörigen Abbundmaschine P8 im Jahr 1985. Weitere Firmen befassten sich mit dem Thema computergestützter Holzbauplanung, wie z.B. S+S Datentechnik ab 1986. Heute gibt es sehr viele Abbundprogramme, die eine Planung in 3D ermöglichen und die verschiedensten Zuschnittmaschinen ansteuern.

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